Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Lausitzer Strukturwandel - wir machen das schon

04.09.2020
Uhrzeit:
SvU Dieselkraftwerk

Die Menschen in der Lausitz gestalten den Strukturwandel mit – aktiv, selbstbewusst und kreativ. Das ist eine der zentralen Beobachtungen des Projekts „Sozialer Strukturwandel in der Lausitz“ und gleichzeitig Ausgangspunkt für ein Buchprojekt mit dem Christoph Links Verlag. Am 4. September 2020 trafen sich die zahlreichen Autorinnen und Autoren in und aus der Lausitz im Landesmuseum für Moderne Kunst in Cottbus.

Die 15 Beiträge stellen der Erzählung über die Lausitz eine Vielfalt von Perspektiven aus der Lausitz gegenüber. Darin kommen historische Bezüge zum Tragen, die deutlich machen, warum 2020ff. auf anderen Voraussetzungen beruht als 1990ff. Lausitzerinnen und Lausitzer erzählen ihre Geschichten von Arbeit, Leben, Zusammenhalt, Vernetzung, Aufbrüchen und Kultur. Die Kohle ist – mal mehr mal weniger– präsent, aber sie steht nicht mehr im Zentrum.

In Cottbus trafen sich engagierte Bürgermeisterinnen und RückkehrerInnen, Theatermacher, Selbstständige und Aktivistinnen, Beteiligungsspezialisten, Vertreter offener Werkstätten, engagierte ZivilgesellschaftlerInnen u.v.a.m. Dieses Miteinander ist schon ein Beispiel dafür, wie ganz unterschiedliche Welten zusammenfinden und die „Modellregion“ Lausitz bereits jetzt erdenken und schaffen.

Die Lausitz hat einen Strukturbruch hinter und einen Strukturwandel vor sich. Nach der Wiedervereinigung und dem folgenden wirtschaftlichen Umbau blieben kaum Industrien übrig, die zu DDR-Zeiten diesen ländlichen Raum zu einem Zentrum der Energieproduktion gemacht hatten. Was von der Kohle noch übrig ist, wird zwar verteidigt, doch ihr Ende bis 2038 ist besiegelt. Ein weiterer struktureller Wandel steht unweigerlich bevor, „jetzt müssen wir nur noch die Menschen mitnehmen“ heißt es in Bundes- und Landesregierungen. Wie das gehen kann, zeigen die AutorInnen in diesem Buch.

Politik kann Strukturwandel für die Menschen machen – doch damit auch die Erfahrung des „Behandelt Werdens“ verstärken, wie sie als kollektives Schicksal in den 1990er und 2000er Jahren erfahren wurde. Eine Transformation mit den Menschen dagegen ist möglich, aber mühsamer, weil Politik, Verwaltung und andere Akteure deren soziale und lokale Einbettung verstehen und dort ansetzen müssen, wo auf Seiten der lokalen Zivil- und Unternehmensgesellschaft schon lange angesetzt wird. Lokales Wissen, Handeln, Man- und Womanpower sind vorhanden – Fördergelder auch. Nun muss der Spagat gelingen, beide Enden zusammenzuführen. Für die regionalen Entwicklung ist externe Förderung genauso unerlässlich wie eine intensive Auseinandersetzung mit lokalen Potenzialen zum nachhaltigen Einsatz eben dieser Fördergelder. Und wir werden sehen – dann funktioniert‘s!

Im Frühjahr 2021 wird das Buch im Ch. Links Verlag erscheinen.

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Dr. Johannes Staemmler

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