Forschungsinstitut für
Nachhaltigkeit | am GFZ

Wie gehen Profit und gesellschaftliche Verantwortung zusammen?

15.04.2025

„The business of business is business“, sagte der Ökonom Milton Friedman. Viele Unternehmen streben heute allerdings nicht nur Gewinnmaximierung an, sondern wollen auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Wie kann das zusammengehen? Das erforscht die Unternehmerin Adina Deacu während eines einjährigen Fellowships am RIFS.

Adina Deacu
Adina Deacu ist Klaus Töpfer Sustainability Fellow 2025/26.

"Angesichts wachsender Umweltzerstörung und sozialer Ungleichheit müssen wir die gesellschaftliche Rolle von Unternehmen neu definieren. Mein Projekt zielt darauf ab, Unternehmen zu erforschen, die in dieser Hinsicht besonders innovativ sind, und ein Rahmenwerk für die Integration von Nachhaltigkeit in Geschäftsmodelle zu entwickeln. Einige ausgewählte Organisationen will ich dann bei der Anwendung dieses Rahmenwerkes unterstützen“, erläutert Deacu. 

Expertin für Persönlichkeitsentwicklung

Potenziale erkennen, Abstraktes greifbar machen, Brücken bauen – damit hat Adina Deacu viel Erfahrung. Nach einem Abschluss in Urbanistik an der Universität für Architektur und Stadtplanung Ion Mincu in Bukarest ging sie 2012 für ein Praktikum nach Shanghai. Sie begann, Chinesisch zu lernen, und setzte dies auch während ihres anschließenden Master-Studiums der Umweltpsychologie an der University of Surrey 2013 fort. Noch während dieses Studiums erhielt sie von der Provinzregierung von Shandong ein Stipendium für ein Stipendium für einen einjährigen Chinesischkurs in der Stadt Qingdao. Seitdem lebt und arbeitet sie in China, die Sprache spricht sie längst fließend.

Angetrieben von der Lust auf neue Herausforderungen gründete sie ihre eigene Beratung für Umweltpsychologie und begann zudem Veranstaltungen zu organisieren: „Als ich zum Sprachstudium in Qingdao war, hatte ich das Gefühl, in dieser Stadt ist nichts los, es gibt kaum Veranstaltungen. Also entschloss ich mich, selber welche zu organisieren.“ Weniger als bestimmte Themen hatte sie ein Ziel vor Augen: die Teilnehmenden zu befähigen, ihr Potenzial für ihre persönliche Entwicklung und ihr individuelles Wohlergehen auszuschöpfen.

„Lernen findet überall und immer statt“

Als die ersten Veranstaltungen gut angenommen wurden, gründete Deacu unter dem Dach ihres Beratungsunternehmens die Plattform „Tianmei’s World Academy“. „Tianmei“ ist ihr chinesischer Name, steht aber auch für Werte wie Vielfalt, Inklusion, Gerechtigkeit und Dialog. Der Name setzt sich aus den Wörter "tian" („Tag“ oder „Himmel“) und "mei" („schön“) zusammen. Mit dem Namen der Plattform möchte sie auf eine wichtige Tatsache hinweisen: Wir können uns weder die Umgebung, in der wir aufwachsen, noch die Bildung, die wir erhalten, aussuchen – und doch beeinflussen diese Faktoren die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen tiefgreifend. Diese Tatsache muss anerkannt werden, wenn wir über Gleichberechtigung sprechen.

Die von der Akademie organisierten Veranstaltungen finden auf Englisch und Chinesisch statt und zielen darauf ab, Inklusion, Vielfalt und die Idee zu fördern, dass „Lernen überall und immer stattfindet“. Die verschiedenen Arten von Veranstaltungen bieten den Teilnehmenden Möglichkeiten, die Arten von Lernmethoden und -umgebungen kennenzulernen, die ihren individuellen Bedürfnissen am besten entsprechen.

„Potenzial kann nicht in KPIs gemessen werden“

Nach ihren ersten Jahren in Qingdao zog Deacu 2020 nach Shanghai, um ihr Unternehmen in einem dynamischeren Wirtschaftsumfeld weiterzuentwickeln. Anstatt sich auf externe Investoren zu verlassen, reinvestiert sie die Unternehmensgewinne in die Entwicklung ihres Unternehmens – was ihre Überzeugung widerspiegelt, dass menschliches Potenzial nicht mit finanziellen Kennzahlen wie Key Performance Indicators (KPIs) erfasst werden kann. „Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Talente, Lernstile und Rhythmen.“ Der Zugang zu Bildung für finanziell benachteiligte Gruppen ist Deacu wichtig. Deshalb stellt sie über ihre Social-Media-Plattformen kostenlos Ressourcen für persönliche Weiterentwicklung zur Verfügung.

Am RIFS hat Adina Deacu das Klaus Töpfer Sustainability Fellowship inne, das nach dem ehemaligen Bundesumweltminister, Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen und Gründungsdirektor des IASS (heute RIFS) benannt wurde. Das RIFS würdigt mit dem Stipendium Personen, die eine Brücke zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft schlagen. 

Puzzleteile zusammenfügen

Deacu selbst spricht statt einer Brücke lieber von einem Puzzle, bei dessen Zusammensetzen sie helfen will: „In Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern und in China gibt es so viele Ansätze des sozialen Unternehmertums. Es ist, als hätten viele Leute verschiedene Teile eines größeren Puzzles und sie spielen alle mit ihren eigenen Puzzleteilen. Aber um das Puzzle zusammenzufügen, müssen sie mit anderen zusammenarbeiten.“ Einen Überblick über die Puzzleteile zu gewinnen und Kontakte herzustellen, ist die erste Aufgabe ihres Aufenthalts in Potsdam. Wenn sie in einem Jahr ein Rahmenwerk für nachhaltige Geschäftspraktiken entwickelt hat, will sie ihre Erkenntnisse mit Publikationen, Präsentationen und Workshops für verschiedene Zielgruppen verbreiten.

Kontakt

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Adina-Iuliana Deacu

Klaus Töpfer Sustainability Fellow
adina-iuliana [dot] deacu [at] rifs-potsdam [dot] de
Bianca Schröder

Dr. Bianca Schröder

Referentin Presse und Kommunikation
bianca [dot] schroeder [at] rifs-potsdam [dot] de
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