Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

IASS-Direktor berät britisches Oberhaus

02.12.2020

Das britische House of Lords hat den wissenschaftlichen Direktor des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) Prof. Ortwin Renn gebeten, den „Sonderausschuss für Risikobewertung und Risikoplanung“ zur Einschätzung von nationalen Risiken zu beraten. Dass Regierungen, die eine nationale Krise zu meistern haben, für alle ersichtlich nur fürs Gemeinwohl arbeiten sollten, war einer seiner Appelle an das britische Parlament.

Palace of Westminster London
Palace of Westminster in London: Treffpunkt des Unterhauses und des Oberhauses (Parlament). Blick über die Westminster Brücke und die Themse.

Es ist ein ehrwürdiges Gremium, vor welchem IASS-Direktor Prof. Ortwin Renn am 2. Dezember 2020 über die Forschung des IASS zu nachhaltigem Risikomanagement in Zeiten der Corona-Pandemie sprach: Der „Sonderausschuss für Risikobewertung und Risikoplanung“ des britischen Oberhauses hatte ihn gebeten, zu den wichtigsten Herausforderung des „national risk assessment and risk planning“ Stellung zu nehmen. Ziel der öffentlichen Sitzung war es, von Experten etwas über „die Wirksamkeit des britischen Risikomanagement-Ansatzes, die nationale Widerstandsfähigkeit, die Probleme und Herausforderungen in diesem Bereich zu erfahren“, schrieben die Lords in ihrer Einladung an Prof. Renn. Ebenso darüber, wo eine Überprüfung oder Änderung der Politik von Vorteil sein könne. „Ihre Erfahrung und Ihr Fachwissen über die Kategorisierung von Risiken und die Messung von Risikoauswirkungen wären von unschätzbarem Wert.“

Neben IASS-Direktor Renn waren zur Fragestunde mit den britischen Oberhausmitgliedern zwei weitere Wissenschaftler eingeladen worden: Piers Millet, Senior-Forschungsstipendiat am Future of Humanity Institute der Oxford Universität und Professor David Alexander, Professor für Risiko- und Katastrophenvorsorge am University College in London.  

Corona-Pandemie: die „Mutter aller Katastrophen"

Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse werde die Corona-Pandemie zur „Mutter aller Katastrophen“. „Wenn wir versuchen, nationale Risiko-Bewertungen vorzunehmen, brauchen wir einen gemeinsamen Nenner  für den Vergleich aller Arten von Risiken - so wie sie gerade von Prof. Alexander charakterisiert wurden“, erläuterte Ortwin Renn. „Risiken haben eine wirklich unterschiedliche Verteilung in Zeit und Raum, weshalb es schwierig ist, Risiken einfach zu vergleichen. Ich denke, die größte Herausforderung ist daher klar zu formulieren, was die Prioritäten sein müssen.“

Im weiteren Verlauf der Anhörung empfahl Risikoforscher Renn in jedem Land einen nationalen Risikorat oder Risikoausschuss mit einer Reihe von Experten aufzubauen, der allerdings in „guten Zeiten“ vorbereitet werden müsse, um rechtzeitig bei Eintritt einer Krisensituation bereit zu sein und arbeiten zu können.

Die Vertreter des Oberhauses fragten Renn nach der Kommunikation mit der Öffentlichkeit auf Grundlage seiner Klassifizierung in „Einfrier-, Flucht- und Kampf"-Reaktion der Menschen auf die COVID-19-Pandemie. Renn erläuterte seine Klassifizierung der menschlichen Reaktion auf eine existentielle Krise wie die Corona-Pandemie: „Es gibt die Gruppe, die sie ignoriert, es gibt die andere, die versucht davor wegzulaufen und die letzte, die sie bekämpft.“ Die Herausforderung bei der Risikokommunikation sei daher, alle drei Gruppen gleichzeitig zu adressieren und entsprechend passend anzusprechen.

Auf die Frage des britischen Oberhauses, ob es irgendwelche Lehren über den Prozess des Risikomanagements gebe, die das Vereinigte Königreich von Deutschland lernen könnte, sagte er: „Regierungen, die sich in einer Krise befinden, müssen zeigen, dass sie für das Gemeinwohl arbeiten und sich nicht auf politische Manöver einlassen oder eine versteckte Agenda verfolgen.

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Sabine Letz

Sabine Letz

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