Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

CO2-Nutzung kann UN-Nachhaltigkeitsziele voranbringen

16.09.2020

Die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele ist unerlässlich für eine gesunde und gerechte Zukunft. Daher sollten technologische Innovationen daraufhin überprüft werden, ob sie diese Ziele voranbringen können. Technologien zur Abscheidung und Nutzung von Kohlenstoffdioxid (Carbon Capture and Utilisation, CCU) können laut einer neuen Studie unter anderem einen Beitrag zur Energiewende leisten.

Ob CO2-Nutzungstechnologien ein Gewinn für die Gesellschaft werden, ist in hohem Maße abhängig von politischer Gestaltung.
Ob CO2-Nutzungstechnologien ein Gewinn für die Gesellschaft werden, ist in hohem Maße abhängig von politischer Gestaltung.

CCU-Technologien sind heute weltweit ein Gegenstand der Forschung und Entwicklung. Solche Technologien gewinnen und nutzen vornehmlich Kohlenstoffdioxid aus Industrieprozessen, das andernfalls emittiert würde. Auch ein Filtern von Kohlenstoffdioxid aus der Luft ist möglich. Das so gewonnene CO2 soll Kohlenstoff aus fossilen Ressourcen ersetzen. Viele solcher CCU-Anwendungen sind bereits heute technisch machbar. Wesentliche Hindernisse bei ihrer Umsetzung in industriellem Maßstab sind höhere Kosten im Vergleich zu konventionellen Verfahren und ein häufig erheblicher Bedarf an erneuerbarer Energie, bisweilen auch an Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen.

In ihrer Studie untersucht IASS-Forscherin Barbara Olfe-Kräutlein systematisch alle Nachhaltigkeitsziele und ihre möglichen Verknüpfungen mit ökonomischen, ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen von CCU-Technologien. Für 8 der 17 Nachhaltigkeitsziele zeigt sie Verbindungen mit CCU-Technologien auf. Das größte Potenzial hat CCU demnach für Ziel 7, „Bezahlbare und saubere Energie“, vor allem durch Optionen in der Energiespeicherung, aber auch durch die Entwicklung innovativer, dezentraler Energieversorgungslösungen. Allerdings ist es wichtig, nicht nur die möglichen Auswirkungen einer einzelnen Technologie zu betrachten, sondern das System der Energieversorgung als Ganzes. Dabei werden auch nachteilige Auswirkungen deutlich: So könnte die Möglichkeit, emittiertes CO2 als Wertstoff zu nutzen, zu einem Festhalten an fossilen Infrastrukturen führen.  

Politik sollte Wissenstransfer in Entwicklungsländer fördern

Auch für gesellschaftliche Ziele – etwa Ziel 1, „Armut in all ihren Formen und überall beenden“ – kann CCU einen positiven Beitrag leisten. Dafür müssen Forschung und Industrie allerdings willens sein, ihr Wissen zu teilen, und die Politik muss den Wissenstransfer fördern. Derzeit wird CCU fast ausschließlich in den entwickelten Ländern eingesetzt. In Bezug auf die Ökologie (Ziele 6 und 12 bis 15) ist es besonders wichtig, dass Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in Politik, Industrie und Forschung transparente Bewertungsstandards entwickeln und anwenden, die sicherstellen, dass CCU-Technologien zur UN-Nachhaltigkeitsagenda beitragen.

Vor allem von europäischen Politikerinnen und Politikern wird CCU in jüngster Zeit als Chance für den industriellen Wandel diskutiert. In aktuellen Berichten des Weltklimarates wird es als Mittel zur Reduzierung der Kohlendioxidemissionen bezeichnet. Ob CO2-Nutzungstechnologien ein Gewinn für die Gesellschaft werden, sei allerdings in hohem Maße abhängig von politischer Gestaltung, betont Barbara Olfe-Kräutlein: „Um eine sinnvolle Entwicklung und Implementierung sicherzustellen, bieten die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen eine geeignete Bewertungsgrundlage. Sie sollten in politischen Entscheidungsprozessen und bei der Gestaltung von Fördermaßnahmen herangezogen werden - auf nationaler und europäischer Ebene, aber auch weltweit.“ Nicht zuletzt weise der Abgleich mit den Nachhaltigkeitszielen auch auf bislang unerkannte Potenziale von CO2-Nutzungstechnologien hin, zum Beispiel in der Zusammenarbeit mit weniger entwickelten Ländern.

Publikation:

  • Olfe-Kräutlein, B. (2020) Advancing CCU Technologies Pursuant to the SDGs: A Challenge for Policy Making. Front. Energy Res. 8:198. doi: 10.3389/fenrg.2020.00198

 

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Dr. Bianca Schröder

Dr. Bianca Schröder

Referentin Presse und Kommunikation
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