Klimaforschung und Verwaltungspraxis zusammenbringen - Wie Verwaltung und Wissenschaft gemeinsam Klimaschutz vorantreiben
10.04.2025

Von Mia Lehn (Wandelwerk e.V.), Lea Becker, Sophia Becker und Matthias Tang (alle RIFS)
Ambitionierter Klimaschutz ist keine Frage des „Ob“, sondern des „Wie” und „Wie schnell“. Doch politisches Zögern bremst die Umsetzung. 2024 wurde das Bundes-Klimaschutzgesetz nach hitzigen Debatten aufgeweicht: Sektorziele gelockert, Verantwortlichkeiten verwässert – das Ergebnis ist ein Flickenteppich an Maßnahmen, der kaum ausreicht, um die selbst gesteckten Klimaziele zu erreichen.
Klimaschutz erfordert jedoch neben Ambitionen des Bundes auch das Mitwirken von Ländern und Kommunen. Einige Bundesländer schreiten dabei aktiv voran: Brandenburg etwa hat mit dem „Klimaplan Brandenburg“ eine Strategie zur Emissionsreduktion bis 2045 entwickelt. Doch die Umsetzung stellt Verwaltungen vor praktische Herausforderungen. Um Orientierung zu schaffen, wurde vom RIFS der Klima-Wegweiser Brandenburg entwickelt. Er stellt die klimaschutzrelevante Forschung in Brandenburg anhand der Themenfelder des Klimaplans dar. Das Ziel ist es, Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft für eine gemeinsame Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen zu vernetzen und neue Kooperationen zu ermöglichen. Dieser Blogeintrag beleuchtet Beiträge und Grenzen des Klima-Wegweisers für eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Klimaschutz, insbesondere von Verwaltung und Wissenschaft.
Barrieren der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen in der Verwaltungspraxis
Verwaltungsakteure begegnen zahlreichen Herausforderungen in der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. Eine zentrale Barriere sind fehlende finanzielle Ressourcen. Viele Kommunen sind daher auf Förderprogramme angewiesen, die oft bürokratisch, befristet und unsicher sind. Vielen Kommunen fehlt zudem Personal für Klimaschutzmanagement. Komplexe administrative Prozesse und unklare Zuständigkeiten bremsen die Umsetzung zusätzlich. Rechtliche Barrieren stellen eine weitere Hürde dar. Klimaschutzgesetze sind oft unverbindlich, Sanktionsmechanismen fehlen, und widersprüchliche Vorgaben – etwa im Bau- oder Denkmalschutzrecht – behindern die Umsetzung. Auch technische und prozedurale Herausforderungen bestehen, da einige klimafreundliche Technologien noch nicht großflächig erprobt, wirtschaftlich konkurrenzfähig oder in bestehende Infrastrukturen integriert sind. Schließlich kommt politischen Entscheidungstragenden eine Schlüsselrolle zu: Fördern sie Klimaschutz aktiv, können sie als „Policy Entrepreneure“, die aktiv und innovativ politische Ideen vorantreiben, Fortschritte ermöglichen.
Beitrag des Klima-Wegweisers zur Umsetzung des Brandenburger Klimaplans
Der Klima-Wegweiser tut zunächst vor allem eines: Er stellt Verwaltungspersonal relevante Informationen zur Verfügung und erleichtert so den Kontakt zu Forschenden, die sich intensiv mit der Umsetzung spezifischer Klimaschutzmaßnahmen befassen. So erhalten Verwaltungsakteure einen unkomplizierten Zugang zu wissenschaftlichem Know-how, das entscheidend für die Bewältigung technischer und prozeduraler Herausforderungen bei der Umsetzung des Klimaplans ist.
Denn Klimaschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe und benötigt vernetzte Zusammenarbeit. Der Beitrag des Klima-Wegweisers dazu wurde bereits auf der Vorstellungsveranstaltung deutlich: Teilnehmende aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft äußerten vielfach den Wunsch nach mehr Austausch.
Darüber hinaus fördert der Wegweiser die Sichtbarkeit des Klimaplans und betont dessen übergeordnete Bedeutung. In Zeiten von Klimaskepsis, Polarisierung und Polykrise ist diese Funktion besonders wichtig. Insbesondere zu Beginn der neuen Legislaturperiode in Brandenburg lieferte er zudem politischen Entscheidungstragenden einen Anlass, sich zum Klimaplan und seinen Werten zu bekennen. Dafür gab es erste Anzeichen auf der Vorstellungsveranstaltung.
Offene Fragen zur Zukunft des Klima-Wegweisers
Der Klima-Wegweiser kann seine vernetzende Wirkung nur dann entfalten, wenn er die notwendige Sichtbarkeit erhält. Die gut besuchte Vorstellungsveranstaltung sowie die aktive Verteilung von Print-Exemplaren an Akteure aus Verwaltung und Wissenschaft waren ein guter Start, doch auch die einfache Auffindbarkeit auf der Internetseite der Landesregierung wäre hilfreich. Entscheidend ist zudem ein regelmäßiges Update, da sich Forschungsprozesse ändern. Die digitale Version des Wegweisers ermöglicht eine einfache Aktualisierung, erfordert aber finanzielle Mittel. Letztlich kann nur eine Evaluation klären, ob der Wegweiser tatsächlich genutzt wird.
Fazit
Der Klima-Wegweiser Brandenburg fördert Klimaschutz, indem er Wissen bündelt, Akteure vernetzt und den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis stärkt. Doch ohne ausreichende Mittel und politisches Engagement bleibt sein Potenzial begrenzt. Es braucht neben Werkzeugen und Anlässen immer auch entschlossene Menschen, die sich hinter diese stellen und ihren Wert darstellen. Dahingehend kann der Wegweiser auch die Vernetzung der Wissenschaftseinrichtungen in Brandenburg vorantreiben und Druck aufbauen – etwa durch Organe wie den Wissenschaftlichen Klimabeirat Brandenburg.